Ist Nichtrauchen nicht ganz einfach?
Jeder von uns kennt jemanden aus dem privaten oder beruflichen Umfeld, der - einfach so - aufgehört hat, zu rauchen. Von einem Tag zum anderen. Ohne groß Aufhebens davon zu machen. Beneidenswert, finden Sie nicht? Keine Schmacht, kein Craving, kein Rückfall. Sehr gerne wird so jemandem ein besonders starker Wille bescheinigt. Nun, vielleicht war dieser Glückspilz nie ein süchtiger Raucher.
Ist jeder Raucher süchtig?
Nicht unbedingt. Für eine Sucht gibt es einige Kriterien:
- Ein starker Wunsch, eine bestimmte Substanz zu konsumieren.
- Verminderte Kontrollfähigkeit in Bezug auf Beginn, Menge und Ende des Konsums.
- Ein körperliches Entzugssyndrom bei Beendigung des Konsums
- Toleranzentwicklung. Das heisst, man braucht mit der Zeit mehr von einer Substanz, um die gleiche Wirkung zu erzielen.
- Fortschreitende Vernachlässigung anderer Vergnügungen oder Interessen zugunsten des Konsums sowie ein erhöhter Zeitaufwand, um zu konsumieren oder sich von den Folgen zu erholen.
- Anhaltender Konsum trotz des Nachweises eindeutig schädlicher Folgen.
Einige dieser Kriterien passen vermutlich zu Ihrem persönlichen Rauch-verhalten. Wenn das so ist, könnte ein Rauchstopp im Alleingang schwierig werden. Und das hat absolut nichts damit zu tun, ob Sie willensstark oder willensschwach sind. Den starken Wunsch zum Beispiel, eine Zigarette zu rauchen, kennen wir alle. Wer hat noch nie bei einer Konferenz, einem Seminar oder einer offiziellen Veranstaltung ungeduldig auf die Uhr geschielt, vorsichtig nach Ausgangstüren Ausschau gehalten und überlegt, wie man unauffällig ins Freie gelangen könnte? Freuen Sie sich nicht auch manchmal über die Werbeunterbrechung im Fernsehen? Auch der letzte Punkt auf der Liste der Suchtkriterien dürfte Ihnen bekannt sein. Wir wissen genau, dass der heftige Husten frühmorgens nicht immer von einer Erkältung kommt. Oder dass wir unsere Kurzatmigkeit nicht ständig dem warmen/kalten/feuchten Wetter anlasten können.
Wie kann ein Seminar helfen?
In einem gut aufgebauten, seriösen Seminar lernen Sie zunächst, Ihr eigenes Rauchverhalten besser zu verstehen. Sie erkennen, welchen Weg Sie bisher genommen haben und wie stark Sie vom Nikotin bereits abhängig sind. Gemeinsam mit anderen Menschen, die dasselbe Ziel verfolgen wie Sie, unternehmen Sie die ersten Schritte weg vom Nikotin. Sie werden heraus finden, welchen Nutzen Ihnen die Zigaretten bisher geboten haben und wodurch Sie sie ersetzen können. Sie werden sich gegenseitig unterstützen und so leichter und sicherer durch die ersten Wochen Ihrer Rauchfreiheit kommen.
Gibt es eine Garantie für die Wirksamkeit eines Seminars?
Die gibt es leider nicht. Ein Seminar ist kein Wundermittel, das Ihnen das Verlangen nach Nikotin einfach so abnimmt. Aber es vervielfacht die Chance, dass Sie dauerhaft auf Nikotin verzichten können. Die oft zitierten Neujahrs-Nichtraucher haben eine Erfolgsquote von gerade mal 5%, das heißt, dass von 100 Menschen, die ohne Unterstützung von heute auf morgen mit dem Rauchen aufhören, etwa 95 nach Ablauf eines Jahres wieder rauchen. Gute Seminare können eine deutlich bessere Erfolgsquote aufweisen. Am Ende kommt es natürlich auf Sie selbst an. Wagen Sie einen Versuch! Jede Zigarette, die Sie nicht rauchen, ist eine gute Zigarette.
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Hans Haub (Mittwoch, 07 Juni 2017 15:04)
In jeder Psychiatrie gibt es das Konzept des begleiteten Entzugs bei illegalen Drogen, Alkohol, Medikamenten. Die Entzugserscheinungen mögen hier von einer höheren Intensität sein, was medizinische Betreuung erfordert, aber die psychischen Hilfestellungen machen bei einer Rauchentwöhnung nicht weniger Sinn. Im allgemeinen ist es hilfreich nicht alleine zu sein, wenn man im Schlamassel steckt, noch besser ist, bei akuten Krisen mit Menschen verbunden zu sein, die wissen wovon man spricht. Die da sind, zuhören und verstehen. Allein vor solchem Hintergrund, noch unhabhängig von dem speziellen Intrumentarium der Frau Fischer, halte ich ein Nichtraucherseminar für einen Ansatz mit sehr viel Potential.
Marion (Mittwoch, 07 Juni 2017 17:21)
Herzlichen Dank, Herr Haub. In der Tat erleichtert empathische und fachliche Unterstützung jeden Entzug deutlich und erhöht die Erfolgschancen.